Department für Philosophie, Politik und Ökonomik
Lehrstuhl für Theoretische Philosophie und Philosophie der Sozialwissenschaften
Von den Einzeldisziplinen in eine übergeordnete Theorie
Der Lehrstuhl für Theoretische Philosophie und Philosophie der Sozialwissenschaften beschäftigt sich in der Forschung schwerpunktmäßig mit der Frage, wie Theorien aus den Sozialwissenschaften und anderen wissenschaftlichen Disziplinen in eine übergeordnete Theorie integriert werden können. Sie berührt dabei Fragen nach den Wahrheitsbedingungen von diesen wissenschaftlichen Theorien als auch Fragen der methodischen Einheit oder Unterschiedlichkeit. Darüber hinaus bearbeitet sie die methodischen Grundlagen evidenzbasierten Managements und sie beschäftigt sich mit Theorien der Kausalität und der Artenunterteilung als Grundbegriff wissenschaftlicher Arbeit.
In der Lehre behandelt der Lehrstuhl darüber hinaus Themen wie die Politische Philosophie, die spieltheoretischen Grundlagen sozialer Struktur, die Philosophie des Geistes und die allgemeine Wissenschaftstheorie. Sie untersucht, wie zwischen grundsätzlich eigeninteressierten Akteuren Formen der Kooperation entstehen und stabil bleiben können. Die Philosophie des Geistes befasst sich vor allem mit der Frage nach dem Verhältnis von Geist und materieller Welt. In der allgemeinen Wissenschaftstheorie geht es unter anderem um die Frage, was wissenschaftliche von nicht-wissenschaftlichen Theorien unterscheidet.
Lehrstuhlinhaber
Univ.-Prof. Dr.
Jens Harbecke
Lehrstuhlinhaber
Fakultät für Wirtschaft und Gesellschaft (Department für Philosophie, Politik und Ökonomik) | Lehrstuhl für Theoretical Philosophy and Philosophy of the Social Sciences
Studiengangsverantwortung PPE – Philosophy, Politics and Economics (M. A.)
Fakultät für Wirtschaft und Gesellschaft
Board Member
Fakultät für Wirtschaft und Gesellschaft (Department für Philosophie, Politik und Ökonomik) | PPE Institute for Social and Institutional Change (ISIC)
Alfred-Herrhausen-Straße 50
58455 Witten
Raumnummer: 1.221
Forschung
Die Frage, was die wissenschaftliche Methode ausmacht und was sie von nichtwissenschaftlichen Ansätzen zur Erkenntnisgewinnung unterscheidet, ist ein philosophisch-theoretisches Problem mit weitreichenden praktischen Implikationen. Zum einen betrifft dessen Lösung die Wissenschaften selbst, die ihre Arbeit danach auszurichten haben und sich damit zugleich kritisch reflektieren können. Zum anderen betrifft sie unterschiedliche alltägliche Kontexte, wie denjenigen einer evidenzbasierten Methode für unternehmerische Entscheidungen. Hier stellt sich die Frage, unter welchen Bedingungen faktische (z. B. „Dieser Rabe ist schwarz.“) und naturgesetzliche Aussagen (z. B. „Alle Raben sind schwarz.“) als verlässlich gelten können, wie das Induktionsproblem bei praktischen Herausforderungen verhandelt werden kann und welche faktenbezogenen Fehlschlüsse prinzipiell möglich sind. Das Induktionsproblem beschreibt die Herausforderung, von einer endlichen Anzahl von Fällen („Rabe 1 ist schwarz“, „Rabe 2 ist schwarz“, „Rabe n ist schwarz“) auf eine naturgesetzliche Aussage zu schließen („Alle Raben sind schwarz“).
Die von dem Lehrstuhl applizierte Forschungsmethode ist vornehmlich die logisch-analytische Begriffsklärung, die von einer Aneignung wissenschaftlicher Erkenntnisse und kanonischer Forschungsmethoden ihren Ausgang nimmt.
Unsere Fragestellungen:
- Was unterscheidet Wissenschaft von Nichtwissenschaft?
- Was macht die wissenschaftliche Methode aus?
- Was ist evidenzbasiertes Management aus methodischer Sicht?
- Was kann als Erklärung im Gegensatz zur bloßen Beschreibung eines Phänomens gelten, insbesondere in den Sozial- und den Kognitionswissenschaften?
- Unter welchen Bedingungen können faktische und naturgesetzliche Aussagen als verlässlich gelten?
- Wie kann das Induktionsproblem bei praktischen Herausforderungen verhandelt werden?
- Welche faktenbezogenen Fehlschlüsse sind prinzipiell möglich?
- Wie lassen sich konstitutiv-mechanistische und kausale Erklärungen konstruieren?
- Welche metaphysischen Grundannahmen liegen den verschiedenen wissenschaftlichen Modellen zugrunde?
- Warum unterscheiden sich die Erklärungsmodelle in den Wirtschafts- und anderen Sozialwissenschaften von denen der Psychologie?
- Was ist unsere aktuell beste Theorie der Kausalität?
- Wie verhalten sich spieltheoretische Erkenntnisse zu klassischen Theorien der Wirtschaftsethik?
Aktuelle Forschungsprojekte
- Die Integration überdisziplinärer Forschung in den Neurowissenschaften und Sozialwissenschaften
- Kausalität und komputationale Erklärungen in den Kognitionswissenschaften
- Die wissenschaftliche Methode konstitutiven Schließens
- Die Form und Struktur konstitutiv-mechanistischer Erklärungen
- Das Verhältnis von kontrafaktischen Theorien und Regularitätstheorien der Kausalität
Abgeschlossene Forschungsprojekte
- Modell-Entwicklung in den Neurowissenschaften: über die Einfachheit und Generalisierbarkeit von Mechanistischen Erklärungen
- Die Integration transdisziplinärer Forschung in den Neurowissenschaften und den Wirtschaftswissenschaften: Eine methodologische Fallstudie zum Verhältnis von Wirtschaftspolitik und neurowissenschaftlich fundierter Handlungstheorie (INSOSCI)
Publikationen
Alle Publikationen des Lehrstuhls für Theoretische Philosophie und Philosophie der Sozialwissenschaften der UW/H sind in der Hochschulbibliographie zusammengefasst.
Lehre
In den Veranstaltungen des Lehrstuhls befassen sich die Studierenden mit Themen aus dem Bereich der Wissenschaftstheorie, der Politischen Philosophie, der Metaphysik, der Spieltheorie, der Ethik und des evidenzbasierten Managements.
- Einführung in die Wissenschaftstheorie
- Politische Philosophie
- Wirtschaftsphilosophie
- Spieltheorie und Soziale Struktur
- Evidenzbasiertes Management
- Philosophie der Kognitionswissenschaften
Formen des Lehrens
Die Veranstaltungen nehmen die Wittener Didaktik zur Grundlage, die eine hohe Individualisierung des Lernens, Interaktion statt Frontalunterricht sowie eine starke Praxisnähe vorsieht. Durch innovative Prüfungsformen wird zudem der Leistungsnachweis mit den Studierenden gemeinsam entwickelt. Dieser didaktische Ansatz fördert das selbständige Lernen und das kreativ-kritische Denken.
Theorie und Praxis
Jens Harbecke, externe Professor:innen sowie Vertreter:innen aus Wirtschaft und Gesellschaft führen die Lehrveranstaltungen in Kooperation durch. Unter anderem basieren die Kurse zu Wissenschaftstheorie und evidenzbasiertem Management auf Fallbeispielen, die zusammen mit Partnern aus der Praxis erarbeitet und den Studierenden zur Bearbeitung vorgelegt werden. Auf diese Weise wird ihnen eine möglichst breite Wissensgrundlage angeboten.
Analytische Kompetenz
Die Beschäftigung mit philosophischen Fragestellungen ist vornehmlich eine theoretische Herausforderung, die Grundfragen des Wissens und des Handelns betrifft. Die dadurch erworbenen analytischen Kompetenzen haben jedoch eine direkte Relevanz für praktische Kontexte. In diesem Sinne geben die Lehrveranstaltungen des Lehrstuhls den Studierenden die Möglichkeit, sich wichtige Grundkompetenzen für ihre zukünftigen Tätigkeiten anzueignen, zum Beispiel als Wissenschaftler:innen und Unternehmer:innen, Manager:innen, Politiker:innen oder Berater:innen.
Das Team des Lehrstuhls für Theoretische Philosophie und Philosophie der Sozialwissenschaften
Johannes Mierau
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Fakultät für Wirtschaft und Gesellschaft (Department für Philosophie, Politik und Ökonomik) | Lehrstuhl für Theoretical Philosophy and Philosophy of the Social Sciences
Alfred-Herrhausen-Straße 50
58455 WittenRaumnummer: C-E.101