Professur für International Political Studies

Unter welchen Umständen entscheiden sich politische Eliten für Koalitionen in ethnisch, wirtschaftlich oder religiös stark gespaltenen Gesellschaften?

Wie können Koalitionen von pro-demokratischen Eliten sich erfolgreich gegen Gegner der Demokratie behaupten und so Gefahren für die Demokratie abwenden?

Welchen Einfluss haben wirtschaftliche Ungleichheiten zwischen politisch relevanten Gruppen auf das Risiko von Bürgerkriegen?

Was können Politik und Gesellschaft tun, um starke gesellschaftliche Spannungen, die auf ethnischen oder ökonomischen Spaltlinien beruhen, abzubauen?

In dem von der EU geförderten Projekt „DANGER“ untersuchen wir die Gefahren, die von politischer Gewalt für Demokratien ausgehen und welche Möglichkeiten pro-demokratische Eliten haben, diesen Gefahren zu begegnen. Unter der Annahme, dass die besten Vergleichsfälle für europäische Demokratien der Gegenwart europäische Demokratien der Vergangenheit sind, betrachten wir das dynamische Zusammenspiel politischer Gewalt und Regierungskoalitionen von demokratischen Parteien in der Zwischenkriegszeit (1919-1939). Dazu verwenden wir statistische Modelle und nutzen neue Methoden des maschinellen Lernens, um Erkenntnisse aus Archivtexten zu gewinnen. Die gewonnenen Erkenntnisse projizieren wir auf aktuelle Entwicklungen.

Warum bilden politische Eliten verschiedener ethnischer Gruppen Regierungskoalitionen? Und unter welchen Umständen verhindern diese multiethnischen Koalitionen politische Gewalt? Diese Fragen besitzen eine große Wichtigkeit für die Stabilität ethnisch diverser Gesellschaften. Mit Hilfe von globalen Daten und Fallstudien untersuchen wir die Faktoren, die Elitenkoalitionen in multiethnischen Gesellschaften begünstigen oder verhindern. Eine wichtige Rolle spielen dabei gemeinsame Identitätsmarker und formale Institutionen. Bisherige Erkenntnisse sind im Journal of Politics und dem American Journal of Political Science veröffentlicht worden. Weitere Studien zum Thema liegen als Working Paper hier und hier vor. Eine Studie im Journal of Conflict Resolution erklärt die Rolle von Identitätsmarkern (wie Sprache und Religion) in der Entstehung bewaffneter Konflikte unabhängig von Koalitionsdynamiken.

Auf globaler Ebene ist in der Zeit zwischen 1945 und heute das Verlangen nach Selbstbestimmung ethnischer Gruppen der häufigste Anlass für bewaffnete Konflikte. In diesem Forschungsprojekt untersuchen wir unter welchen Umständen die friedliche oder gewalttätige Austragung sezessionistischer Konflikte weitere Auseinandersetzungen im gleichen Land nach sich zieht. Repräsentanten ethnischer Minderheiten lernen aus dem Verhalten der Regierung gegenüber anderen Bewegungen. Gehen Regierungen Kompromisse mit gewaltbereiten, sezessionistischen Gruppen ein, kann dies von Dritten als Belohnung für gewalttätige Strategien bewertet werden und weitere Konflikte nach sich ziehen. Jedoch können auch gewalttätige Unterdrückungsversuche von Regierungen zu weiteren Konflikten führen. Ergebnisse aus diesem Forschungsprojekt sind bisher in den Fachzeitschriften Journal of Peace Research, International Studies Quarterly und Political Analysis erschienen.