Was tun bei ständiger Schläfrigkeit? UW/H verstärkt Forschung zu Schlaf- und Wacherkrankungen

Nahaufnahme einer Frau, die in einem Sessel schläft.

Warum schlafen wir? Dieses Rätsel ist trotz intensiver wissenschaftlicher Forschung noch immer nicht abschließend geklärt und ein faszinierender Teil der Schlafforschung. Daran schließt sich die Frage an, warum manche Menschen keinen normalen Schlaf-Wach-Rhythmus entwickeln können oder unter übermäßiger Schläfrigkeit am Tag leiden. Mit diesen Themen beschäftigt sich der Neurologe und Schlafmediziner Prof. Dr. Ulf Kallweit. Um die Lehre und Forschung zu Schlaf- und Wacherkrankungen an der Universität Witten/Herdecke (UW/H) auszubauen, wurde er auf die Stiftungsprofessur für Narkolepsie- und Hypersomnolenzforschung berufen – die einzige Professur in Deutschland, die sich mit diesem Themenkomplex beschäftigt.

Hypersomnolenzen und – als besondere Erkrankung – Narkolepsie sind neurologische Erkrankungen, die sich durch extreme Schläfrigkeit äußern. Im Unterschied zu einer „normalen“ Müdigkeit können Betroffene sich nicht dagegen wehren, einzuschlafen, selbst wenn sie wollten. Sie brauchen nachts mehr Schlaf und/oder haben auch tagsüber ein ständiges Schlafbedürfnis. Sowohl Narkolepsie als auch andere Hypersomnolenz-Erkrankungen gehören zu den Wacherkrankungen, mit denen Prof. Kallweit sich auseinandersetzt: Es geht darum, die Krankheiten selbst, die Regulation von Schlaf und Wachsein und die Mechanismen, die dahinterstecken, besser zu verstehen. Zudem betrachtet Prof. Kallweit Schläfrigkeit im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen wie Parkinson oder einem Schlaganfall.

Wacherkrankungen – ein kaum beachtetest Thema in der Neurologie

„In der Neurologie findet die Schlafforschung bislang wenig statt, wenngleich der Bedarf bei den Patienten da ist“, erklärt der Neurologe. So gehörten Narkolepsie und Idiopathische Hypersomnie zwar zu den seltenen Erkrankungen – das Thema Tagesschläfrigkeit/erhöhtes Schlafbedürfnis betreffe jedoch rund 5 bis 10 Prozent der Allgemeinbevölkerung. „Neben der Grundlagenforschung beschäftigen wir uns daher auch mit der klinischen Forschung, die in der Therapie angewendet werden kann“, so Prof. Kallweit. Aktuell läuft zum Beispiel eine Studie, die den Einfluss einer Ernährungsumstellung auf Narkolepsie untersucht: Die Forscher:innen konnten zeigen, dass eine Keto-Diät mit wenig Kohlenhydraten, viel Fett und etwas mehr Eiweiß als gewöhnlich die Symptome der Narkolepsie lindert. Nun gehe es darum, die genauen Stoffwechsel-Mechanismen dahinter zu verstehen und daraus konkrete Empfehlungen für Patient:innen abzuleiten. 

In internationalen Studienkonsortien, zum Beispiel mit der Stanford Universität oder der Universität Bern, wird zudem untersucht, welche familiären bzw. genetischen Einflüsse es auf die Erkrankung gibt. Auch geht es darum, neue Biomarker für die einzelnen Erkrankungen zu identifizieren.

Studierende für die Schlafforschung sensibilisieren

Nach Stationen in Bern und Zürich und dem Aufbau verschiedener Schlaflabore wird Prof. Kallweit seine Forschung nun an der Universität Witten/Herdecke weiter verfolgen und die Studierenden der Humanmedizin und der Psychologie für das Thema sensibilisieren. „Ich habe in bisherigen Kursen immer erlebt, dass Schlaf- und Wachthemen sehr interessant sind für die Studierenden und sie diese total gerne annehmen“, sagt er. „Dann kommen sie in den Beruf und das Thema ist nicht mehr präsent, weil es in unserer Struktur des Gesundheitssystems nur ein Teil einzelner Fachdisziplinen ist und dort dann keine bedeutende oder akute Rolle spielt. Daher ist es mein Ziel, gute Grundlagen für den Berufseinstieg zu schaffen und den einen oder anderen vielleicht auch dafür zu begeistern, in diesem Bereich zu bleiben und das Thema weiter zu verfolgen.“

Gefördert wird die Professur durch die Marga und Walter Boll-Stiftung, die Imhoff Stiftung und die European Sleep Foundation.

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Porträtbild eines Mannes

Prof. Dr. Ulf Kallweit (Foto: privat)

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