Warum und wie sollte die Zentralbank zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen?

Die Europäische Zentralbank von außen

Durch die Analyse der Reden von EZB-Direktoriumsmitgliedern haben wir drei Hauptnarrative über die Folgen der Umweltkrise im Einflussbereich der Währungsbehörde identifiziert: Die erste betont Umweltphänomene als finanzielle Risiken; die zweite hebt die grüne Investitions- oder Finanzierungslücke hervor; die dritte konzentriert sich auf die Auswirkungen des Klimawandels auf die Preisstabilität. 

Diese Narrative führen zu unterschiedlichen Formen der Legitimation in Bezug darauf, warum und wie die Zentralbank zur Bekämpfung des Klimawandels eingreifen sollte. Wir zeigen, dass das dritte Narrativ das erste als dominanten Diskurs über die Klimapolitik der EZB ablöst. Die Verlagerung des Schwerpunkts von den Pflichten der Zentralbank zur Wahrung der Finanzstabilität hin zu ihrer Verantwortung für die Preisstabilität im Rahmen des Hauptmandats könnte zu einer weitreichenden grünen Geldpolitik führen. Auf der Grundlage des Konzepts der mehrschichtigen Strukturen argumentieren wir jedoch, dass dieser Wandel keine Abkehr vom marktliberalen Zentralbankwesen bedeutet, sondern eher eine Verschiebung innerhalb des bestehenden Systems. Was wir erleben, ist eine neue Form des Marktliberalismus, angepasst an den Klimawandel, oder ein Marktliberalismus im Klimakrisenmodus.

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