Interpersonelle Erwartungen im Alltag

Projektübersicht

Dieses Projekt zielt darauf ab, den Zusammenhang zwischen interpersonellen Erwartungen, interpersonellen Motiven, interpersonellen Problemen und psychischen Störungen wie depressiven Störungen zu untersuchen. Mithilfe eines neuartigen Ansatzes des Experience Sampling – der prospektiven Experience Sampling Method (pESM) – werden erwartete zwischenmenschliche Situationen (einschließlich des erwarteten emotionalen Erlebens) erfasst und mit einer regelmäßigen retrospektiven Bewertung der tatsächlichen zwischenmenschlichen Situation verglichen. Unterschiede zwischen dem erwarteten und dem tatsächlichen Erleben (sogenannte Erwartungsverletzungen) könnten zur Aufrechterhaltung psychischer Probleme beitragen, insbesondere, wenn Erwartungsverletzungen nicht mit Lernen einhergehen. 

In einer Pilotstudie konnte gezeigt werden, dass Teilnehmende mit höherer subklinischer Depressivität dazu neigten, stärkere, stabilere und weniger genaue negative Erwartungen zu haben, und dass negative Erwartungen den nachfolgenden negativen Affekt vorhersagten. Darüber hinaus gingen besser als erwartete Interaktionen einer Verringerung der negativen Erwartungen voraus. Trotz einiger Einschränkungen zeigt die Studie, dass der pESM-Ansatz geeignet ist, zwischenmenschliche Erwartungen in vivo zu untersuchen. In einem bewilligten DFG-Sachbeihilfe-Projekt werden interpersonelle Erwartungen im Alltag im Rahmen von Depression nun genauer untersucht (DFG WE 5290/1-1).

Weitere Informationen

  • Kooperationspartner: Dr. Thies Lüdtke, Leuphana Universität, Lüneburg; Prof. Chris Hopwood, Universität Zürich; Dr. Tobias Kube, Universität Göttingen
  • Publikationen: Lüdtke, T. & Westermann, S. (2023). Negative expectations regarding interpersonal interactions in daily life are associated with subclinical depressive symptoms in a student sample: A prospective experience sampling study. Motivation and Emotion, 47, 125–136. doi:10.1007/s11031-022-09985-8
     

Ansprechpartner