Im Jahr 2017 bestand die Wittener Delegation aus einer internationalen Gruppe aus Studierenden der Studienfächer Management, Humanmedizin und Philosophie, Politik und Ökonomik. Die Studierenden bereiteten sich selbstständig im Studium fundamentale ein halbes Jahr lang auf die Konferenz vor und beschäftigten sich dabei ausführlich mit dem zu repräsentierenden Land, um dessen Perspektiven würdig zu vertreten. Dieses Engagement wurde belohnt, die Delegation erhielt einen „Honorable Mention Award“ für ihre Leistungen während der Konferenz.
Bei den UN als Vertreter Guatemalas
In diesem Jahr vertraten die Studenten die Interessen Guatemalas. Das mittelamerikanische Land hat eine bewegte Vergangenheit: Seine Gesellschaft und die politische Landschaft ist auch heute noch stark von dem Bürgerkrieg geprägt, der 1996 endete.
Zur Vorbereitung auf die Konferenz, die direkt am Times Square in New York abgehalten wurde, bereiteten die Studierenden nicht nur ihre eigene Position in Essays und Positionspapieren vor, sondern nahmen auch an anderen UN-Simulationen teil. Darüber hinaus wurden sie in Berlin von Vertretern des Auswärtigen Amtes sowie dem guatemaltekischen Botschafter empfangen, um mehr Eindrücke aus der politischen Realität miteinbeziehen zu können.
„Durch die Konferenz und unsere Vorbereitung konnten wir nicht nur viel über die tägliche Arbeit der Vereinten Nationen erfahren, sondern bekamen auch einen Eindruck davon, wie herausfordernd es ist, bei einer Organisation mit 193 Mitgliedstaaten möglichst einstimmige Entscheidungen zu treffen“, stellt Felix Struckmann fest.
„Die Konferenztage selbst sind sehr anspruchsvoll: Einerseits können sie sehr lang sein, da man von morgens bis abends versucht diplomatische Lösungen für die jeweiligen Interessenskonflikte zwischen den Mitgliedsstaaten zu finden“, merkt Philipp Dittrich an. „Andererseits sind wir an einen sehr formellen Rahmen gebunden, der aus pointierten Reden, Verhandlungen, und gemeinsamer Textproduktion besteht, wobei ein bestimmter Sprach- und Verhaltenskodex vorausgesetzt wird.“
Der Fokus auf indigene Gruppen
Für Guatemala sind beispielsweise die Interessen der indigenen Bevölkerungsgruppen ein wichtiges Thema: Ein großer Anteil der Einwohner des Landes ist indigen, insbesondere in ländlichen Gebieten. Nicht zuletzt durch die Nachwirkungen des 36 Jahre andauernden Bürgerkrieges, strukturelle Diskriminierung innerhalb der Gesellschaft und die schlechte Infrastruktur auf dem Land, sind diese Gruppen in Bezug auf den Zugang zum Arbeitsmarkt und Bildung besonders benachteiligt.
Die Stärkung dieser Bevölkerungsgruppe durch die Weltgemeinschaft ist also ein zentrales Anliegen Guatemalas, genauso wie der stetige Kampf gegen Korruption, soziale Ungleichheit und illegalen Drogenhandel. Zeitgleich rücken Themen wie zunehmender Tourismus, Digitalisierung des Bildungssystems und internationaler Agrarprodukthandel in den Fokus.
Da aber im Laufe der Konferenz eine Resolution entstehen soll, die nicht nur die Position Guatemalas widerspiegelt, sondern auch eine mehrheitsfähige Lösung darstellt, müssen die Positionen der anderen Nationen miteinbezogen, Allianzen gebildet und Kompromisse geschlossen werden.
Dazu ist viel Textarbeit erforderlich, aber eben auch Gespräche „hinter der Bühne“, um andere Länder dazu zu bewegen, für die Textpassagen zu stimmen, die dem eigenen Land wichtig sind. Besonders taktisches Verhandlungsgeschick ist nötig, um die eigenen Positionen in den Resolutionen unterzubringen und errungene Kompromisse nicht wieder verwässern zu lassen. So können schon die kleinsten Kompromisse große Anstrengungen und sehr viel Zeit kosten.
Besonders interessant war die Abschlusssitzung, die im Sitzungssaal der Generalversammlung der Vereinten Nationen stattfand. Die Gelegenheit, an den Tischen der Mitgliedsstaaten Platz zu nehmen, ist nicht alltäglich und eine der eindrucksvollsten Erinnerungen an die Konferenz in New York.
Die gesamte Wittener MUN-Delegation möchte sich bei allen Unterstützern der Initiative bedanken. Vor allem möchte sich die Delegation 2017 bei der Firma Murtfeldt für ihre Förderung bedanken, die die finanzielle Last für die Studierenden reduziert hat.