Gemeinschaft in Pflegeeinrichtungen fördern – mit einem Online-Werkzeugkasten
Ein dreijähriges Modellprojekt im Altenheim St. Clara unter Beteiligung des Departments für Pflegewissenschaft der UW/H bietet Empfehlungen, wie Veränderungsprozesse angestoßen werden können.
Wie können Altenpflegeeinrichtungen eine starke Gemeinschaft schaffen? Diese Frage bildete den Ausgangspunkt für ein dreijähriges Forschungsprojekt im Altenheim St. Clara in Salzkotten unter der Leitung des Departments für Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke (UW/H) und mit einer Förderung durch die SozialstiftungNRW. Die Ergebnisse und die daraus abgeleiteten Maßnahmen stehen jetzt öffentlich zur Verfügung.
Das Altenheim St. Clara wurde in den 1920er-Jahren als Heim für Ordensschwestern gegründet und nahm später auch externe Bewohnerinnen und Bewohner auf. 2018 wurde das historische Klostergebäude grundlegend renoviert und für sehr viel mehr Bewohnende von außen geöffnet als zuvor. „Uns war damals klar, dass dieser Prozess einen großen Umbruch bedeutet und wir uns in diesem Zusammenhang neu aufstellen müssen“, erinnert sich Schwester M. Angela Benoit, Provinzoberin der Franziskanerinnen Salzkotten. „Dabei war es wichtig, dass sich alle Bewohner:innen bei uns zu Hause fühlen und die Veränderungen aktiv mitgestalten.“
Die wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen des Lehrstuhls für Pflegewissenschaft führten und leiteten Einzelinterviews, Workshops und Arbeitsgruppen, in denen Bewohner:innen und Angehörige sowie Mitarbeiter:innen ihre Wünsche einbringen konnten. Dabei kristallisierte sich das Gefühl von Geborgenheit als zentraler Wert für die Gemeinschaft heraus. Auf dieser Grundlage entwickelte das Forschungsteam gemeinsam mit der Altenpflegeeinrichtung mehr als 50 konkrete Maßnahmen zur Stärkung der Gemeinschaft. Beispielsweise wurden eine Telefonzentrale zur Entlastung von Mitarbeitenden und ein gemeinsamer Gedenkgottesdienst für verstorbene Bewohner:innen eingerichtet.
Partizipation als Schlüssel zum Erfolg
Erfolgsentscheidend waren letztlich aber nicht einzelne Maßnahmen, sondern die partizipativen Prozesse selbst: Alle Interessensgruppen berichteten in Interviews, dass die Austauschformate ihnen ermöglichten, einander besser zu verstehen und eigene Wünsche selbstbewusster vorzubringen. Dieses Miteinander führte dazu, dass sie sich als wichtige Teile der Gemeinschaft betrachten, die maßgeblich zur Stärkung des Zusammenhalts beitragen.
„Die partizipative Zielfindung und Umsetzung ist der Schlüssel, um individuelle Bedürfnisse aufzudecken“, resümiert Dominique Autschbach, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt. Prof. Dr. Margareta Halek betont als wissenschaftliche Leitung, welch eine Herausforderung ein solcher Prozess darstellen kann: „Es erfordert viel Fingerspitzengefühl, größtmögliche Autonomie zu erlauben, die Kommunikation auf Augenhöhe zu fördern und gleichzeitig ein Gefühl von Geborgenheit zu stärken.“
Die Ergebnisse und Empfehlungen des Projekts sind ab sofort auf www.modellprojekt-st-clara.de verfügbar. Sie bieten Einrichtungen der stationären Langzeitpflege wertvolle und praxisnahe Einblicke, wie sie Veränderungsprozesse im Sinne aller Beteiligten erfolgreich gestalten können. Finanziert wurde das Projekt durch die SozialstiftungNRW und die Franziskanerinnen Salzkotten.
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