Geistliche Trockenheit
Projektübersicht
Dieser Forschungsbereich an der Schnittstelle Psychologie, Medizin und Theologie beschäftigt sich mit dem Erleben religiöser Menschen, über das kaum gesprochen wird, weil es häufig mit Scham und der Angst einer Stigmatisierung behaftet ist. Spirituelle Auseinandersetzungen oder Phasen geistlicher Trockenheit können als spezifische Formen einer Lebens- oder Glaubenskrise in der Tat die Lebensorientierung und Sinnkonzepte der Betroffenen beeinträchtigen. Geistliche Trockenheit ist jedoch keine psychiatrische Diagnose, sondern beschreibt eine (unterschiedlich lang andauernde) Phase, die
- ein wesentlicher Aspekt geistlichen Wachstums sein kann, wenn diese Phasen überwunden wurden und Veränderung der Haltungen und des Verhaltens damit einhergehen (“Transformation”).
- auch ein Hinweis für eine Sinnkrise, depressive Stimmung oder emotionale Erschöpfung sein kann, die adäquate Unterstützung durch geistliche Begleiter:innen und/oder Psychotherapeut:innen bedarf.
Mit Hilfe der Spiritual Dryness Scale und qualitativer Interviews werden die unterschiedlichen Erlebensebenen geistlicher Trockenheit sowie Reaktionen nach deren Überwinden operationalisiert und in unterschiedlichen Personengruppen untersucht werden.
Aktuelle Forschungsprojekte:
- Empirische Erhebungen in religiösen Gemeinschaften zum Zusammenhang von Geistlicher Trockenheit, Acedia-Symptomen und spiritueller Transformation
- Qualitative Interviews mit Ordens-Christen zum Erleben geistlicher Trockenheit in kleiner werdenden Gemeinschaften
- Erleben von Geistlicher Trockenheit bei gesunden und erkrankten Muslimen aus dem Iran (in Kooperation mit Maryam Rassouli (Shahid Beheshti University of Medical Sciences, Health Promotion & Nursing Services, Tehran)
- Erleben von Geistlicher Trockenheit bei muslimischen Patienten aus Pakistan (in Kooperation mit Malik Muhammad Sohail, University of Sargodha, Pakistan)
- Zusammenhang von Geistlicher Trockenheit und depressiver Symptomatik bei stationär behandelten Patienten mit depressiven oder Suchterkrankungen
- Zusammenspiel von Vergebungsbedürfnissen und Geistlicher Trockenheit bei palliativmedizinische begleiteten Patienten (in Kooperation mit Loren Toussaint, Luther College, Cory Ingram sowie Caila Rinker, Mayo Clinic Rochester)
Projektleitung
Univ.-Prof. Dr.
Arndt Büssing
Fakultät für Gesundheit (Department für Humanmedizin) | Lehrstuhl für Medizintheorie, Integrative und Anthroposophische Medizin
Gerhard-Kienle-Weg 4
58313 HerdeckeRaumnummer: Haus D, DG
Weitere Informationen und Publikationen:
Büssing A, Dienberg T (Hrsg.): Gottes Unverfügbarkeit und die dunkle Nacht. Vom Umgang mit der geistlichen Trockenheit. Pustet Verlag, Regensburg (2021)
Büssing A, Dienberg T (Hrsg.): Geistliche Trockenheit - empirisch, theologisch, in der Begleitung. Münster: Aschendorff-Verlag (2019).