Department für Pflegewissenschaft
Lehrstuhl für Community Health Nursing (CHN)
Innovative Konzepte zur Weiterentwicklung der gesundheitlichen Primärversorgung
Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und der damit verbundenen Neuausrichtung des Gesundheits- und Pflegesystems sind innovative Konzepte zur Weiterentwicklung der gesundheitlichen Primärversorgung dringend erforderlich.
Ein vielversprechendes Konzept, das in Ländern wie Kanada, Großbritannien oder Finnland bereits seit langem etabliert ist, ist „Community Health Nursing“ (CHN). In Deutschland existiert dieses Konzept bislang nur in Ansätzen. Es umfasst ein erweitertes pflegerisches Handlungsfeld in der Primärversorgung, in dem gut ausgebildete Pflegefachpersonen direkt vor Ort einfache medizinische Aufgaben übernehmen, Beratung anbieten, beim Krankheitsmanagement helfen oder den Alltag von Menschen mit chronischen oder psychischen Erkrankungen erleichtern. Der Community Health Nurse kommt hierbei eine zentrale Rolle zu.
Ziel des Lehrstuhls für Community Health Nursing ist es, diese Entwicklungen maßgeblich mitzugestalten und das Konzept in Deutschland vollumfänglich zu implementieren; die Rolle und Aufgaben der Profession Pflege sollen im Kontext der Primärversorgung entwickelt und Umsetzungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Der Lehrstuhlinhaber vertritt das Fachgebiet Community Health Nursing in Forschung und Lehre. In den Forschungsaktivitäten wird der Einsatz entsprechender Innovationen untersucht.
Dabei spielt die multiprofessionelle Zusammenarbeit eine herausragende Rolle. Die Förderung und Einbindung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Forschung und Lehre ist dem Lehrstuhl ein besonderes Anliegen. Als Bürgeruniversität und im Sinne des „Patient and Public Involvement“ (PPI) werden Patient:innenenvertreter:innen in die Konzeptions-, Planungs- und Entwicklungsphase jedes neuen Forschungsprojekts einbezogen. Eine enge Zusammenarbeit mit den CHN-Verbundpartnern wird angestrebt.
Lehrstuhlinhaber
Univ.-Prof. Dr.
Oliver Herber
Lehrstuhlinhaber
Fakultät für Gesundheit (Department für Pflegewissenschaft) | Lehrstuhl für Community Health Nursing
Studiengangsverantwortung Community Health Nursing (M. Sc.)
Fakultät für Gesundheit (Department für Pflegewissenschaft)
Alfred-Herrhausen-Straße 50
58455 Witten
Raumnummer: C-1.195
Forschung
Forschungsschwerpunkt „Verbesserung der Selbstpflege bei Menschen mit chronischen Erkrankungen“
Selbstpflege (self-care) spielt für Patient:innen mit chronischen Erkrankungen eine wichtige Rolle. Der Begriff Selbstpflege bezieht sich auf spezifische Aktivitäten, die mit der Absicht durchgeführt werden, die Gesundheit und das Wohlbefinden zu verbessern oder wiederherzustellen und Krankheiten zu behandeln oder vorzubeugen. Selbstpflege umfasst allgemeine Gesundheitsentscheidungen, die Menschen in Bezug auf körperliche Aktivität, gesunde Ernährung, gute Hygiene, Selbstmedikation und Vermeidung von Gesundheitsrisiken wie Rauchen oder übermäßigen Alkoholkonsum treffen. Bei der Selbstpflege geht es daher um persönliche Befähigung (empowerment), Wahlmöglichkeiten, informierte Entscheidungen und körperliche Autonomie.
Weiterführende Informationen: Selbstpflege im Kontext von Community Health Nursing
Immer mehr Menschen nutzen Selbstpflege, um ihren eigenen Gesundheitsbedürfnissen gerecht zu werden, da sie die Grenzen unseres fragilen Gesundheitssystems erkennen. Das gilt insbesondere für die Behandlung komplexer Langzeiterkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2, Adipositas oder Herzinsuffizienz. Gute Selbstpflege kann eine entscheidende Rolle spielen, den Beginn und das Fortschreiten chronischer Krankheiten zu verhindern und das Risiko von Komplikationen zu verringern. Das Spektrum der Selbstpflege reicht von der Behandlung kleinerer Beschwerden bis hin zu Langzeiterkrankungen und Rehabilitation. Der Einzelne führt die Selbstpflege allein oder mit Unterstützung von Angehörigen und/oder Pflegefachkräften oder Hausärzt:innen durch. Der Community Health Nurse kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu, da sie aufgrund ihrer Qualifikation in besonderer Weise geeignet ist, Menschen mit chronischen Erkrankungen zur Selbstpflege zu befähigen. Die Verbesserung der Selbstpflege ist ein Schlüsselkonzept des Krankheitsmanagements für viele Arten chronischer Erkrankungen.
Menschen mit chronischen Erkrankungen, ihre Betreuer:innen und Familienangehörigen werden als Ko-Produzent:innen von Gesundheit anerkannt. Selbstpflege entspricht dem Wunsch nach größerer Autonomie der Patient:innen, birgt aber auch die Gefahr der Überforderung. Es muss anerkannt werden, dass Selbstpflege nicht für jeden möglich ist und dass manche Menschen keine familiäre Unterstützung haben, die ihnen helfen könnte. Ziel des Forschungsschwerpunktes ist es daher, patient:innennahe Forschung aus der Perspektive chronisch kranker Menschen zu betreiben, um die vielfältigen Aspekte der Selbstpflege, die für das Leben der Menschen relevant sind, zu beleuchten und damit eine solide Evidenzbasis für die Verbesserung der Selbstpflegekompetenz zu schaffen.
Abgeschlossene Forschungsprojekte
- ACHIEVE Studie – zum Projekt
Publikationen
Lehre
Der Lehrstuhl für Community Health Nursing trägt die Verantwortung für die Konzeption, strategische Weiterentwicklung und Durchführung des gleichnamigen Master-Studiengangs Community Health Nursing (CHN). Der Studiengang bereitet Studierende auf ein Berufsbild vor, das in Deutschland zunehmend an Bedeutung gewinnt: Pflegefachkräfte mit Zusatzqualifikation übernehmen präventive und beratende Aufgaben in der Gemeinde und begleiten Menschen mit chronischen Erkrankungen und/oder Behinderungen. Darüber hinaus können sie medizinische Leistungen erbringen, die bisher dem ärztlichen Bereich zugeordnet werden.
Die Studierenden des Master-Studiengangs Community Health Nursing und der Humanmedizin belegen idealerweise gemeinsam Lehrveranstaltungen, um bereits während des Studiums interprofessionelles Lernen zu ermöglichen und die interprofessionelle Zusammenarbeit im späteren Berufsleben zu stärken. Inhaltlich konzentriert sich der Studiengang auf die drei Bereiche primäre Gesundheitsversorgung, Versorgung chronisch kranker Menschen und gemeindeorientierte Versorgung.
Dabei wird die gesamte Lebensspanne des Menschen mit ihren jeweiligen spezifischen Versorgungsbedarfen einbezogen. In den verschiedenen Lebensphasen werden unterschiedliche vulnerable Zielgruppen berücksichtigt. Dadurch werden die Studierenden auf unterschiedliche und vielfältige Versorgungsbereiche vorbereitet.
Als Besonderheit bietet die Universität Witten/Herdecke in Kooperation mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) ein Double-Degree-Programm an. Studierende des M. Sc. in Community Health Nursing können an der Partnerhochschule einen zusätzlichen Masterabschluss erwerben. Im dritten Studienjahr wechseln die Wittener Studierenden nach Winterthur in die Schweiz, um ihr Wissen zu vertiefen und wertvolle Einblicke für eine internationale Karriere im Ausland zu gewinnen. In Winterthur absolvieren sie Module aus dem M. Sc. in Nursing oder M. Sc. in Midwifery und qualifizieren sich so für erweiterte Aufgaben in der Pflege als Advanced Nurse Practitioner (ANP) oder Advanced Midwife Practitioner (AMP).
Das Team des Lehrstuhls für Community Health Nursing
Juergen Drebes, M. A.
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Fakultät für Gesundheit (Department für Pflegewissenschaft) | Lehrstuhl für Community Health Nursing
Alfred-Herrhausen-Straße 50
58455 WittenRaumnummer: 1.200
Dr.
Julia Söhngen
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Fakultät für Gesundheit (Department für Pflegewissenschaft) | Lehrstuhl für Community Health Nursing
Alfred-Herrhausen-Straße 50
58455 WittenRaumnummer: C-1.200
Dr.
Maria Valk-Draad
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Fakultät für Gesundheit (Department für Pflegewissenschaft) | Lehrstuhl für Community Health Nursing
Alfred-Herrhausen-Straße 50
58455 WittenClaudia Kuhr
Assistenz
Fakultät für Gesundheit (Department für Pflegewissenschaft) | Lehrstuhl für Community Health Nursing
Alfred-Herrhausen-Straße 50
58448 WittenRaumnummer: C-1.196