Dr. Ulf Kallweit erhält Pfizer Preis 2020 für Narkolepsieforschung
Der Forscher der Universität Witten/Herdecke erhält die Auszeichnung in der Kategorie „Neurowissenschaften und Erkrankungen des Nervensystems“.
Dr. Ulf Kallweit von der Universität Witten/Herdecke (UW/H) ist für seine Forschung zur Rolle des Immunsystems bei exzessiver Tagesschläfrigkeit (Narkolepsie) mit einem Pfizer Forschungspreis 2020 ausgezeichnet worden. Er erhält den Preis in der Kategorie „Neurowissenschaften und Erkrankungen des Nervensystems“ gemeinsam mit Dr. Daniela Latorre von der Università Svizzera Italiana.
Seit 1992 verleiht die Stiftung Pfizer-Forschungspreis ihre Auszeichnung auf Vorschlag unabhängiger wissenschaftlicher Kommissionen an bis 45 Jahre alte Forscher:innen. Bei der 29. Preisverleihung am 6. Februar 2020 ehrte sie 19 Forschende aus zehn Nationen.
Zur Person
Ulf Kallweit lehrt und forscht an der Universität Witten/Herdecke. Seine Dissertation schloss er 2005 am Institut für Immunologie und Medizinische Mikrobiologie der Universität Bonn ab. Fünf Jahre später erhielt er den Facharzttitel für Neurologie. Seine weiteren Stationen führten ihn als Oberarzt über Zürich (Universitätsspital Zürich, Neurologie) und Bern (Universitätsklinik für Neurologie, Inselspital) ans Institut für Immunologie der UW/H. Dort ist er Leiter der Klinischen Schlaf- und Neuroimmunologie sowie Leiter der Spezialambulanz für neurologische Schlaf-Wach-Erkrankungen.
„Der Forschungspreis ist ein Ansporn für mich, die Zusammenhänge neurologischer und immunologischer Faktoren in der Neurologie weiter und vertieft zu ergründen und so die Erkrankung Narkolepsie besser zu verstehen“, sagt der Preisträger. „Es besteht die Hoffnung, so neue und bessere Therapien zu entwickeln und breit anbieten zu können.“
Immunsystem und Schlaf
Patient:innen mit Narkolepsie leiden u. a. an übermäßiger Tagesschläfrigkeit und an Kataplexie, einem plötzlichen, durch starke Emotionen ausgelösten Verlust des Muskeltonus’. Die Krankheit wird durch den Verlust eines Botenstoffes, eines Eiweißes namens Hypokretin, im Gehirn verursacht und entwickelt sich bei Menschen mit einer entsprechenden genetischen Veranlagung im Zusammenspiel mit weiteren Umweltfaktoren.
Kallweit und Latorre gingen einem seit langem vermuteten, aber zuvor nicht untersuchten Zusammenhang zwischen der Narkolepsie und dem Immunsystem nach. Die Studie berichtet erstmals, dass bei Patient:innen mit Narkolepsie spezielle T-Zellen (ein Typ weißer Blutkörperchen) auftreten, die Hypokretin erkennen und dessen Zerstörung veranlassen können. Diese Resultate erhöhen das Bewusstsein für die Erkrankung Narkolepsie, die wenig bekannt ist und oft nicht (oder zu spät) diagnostiziert wird. Zudem eröffnen sie neue Möglichkeiten der Diagnose und Therapie. „Die Narkolepsie kann aufgrund unserer Resultate als Modell für den Zusammenhang zwischen dem Nerven- und dem Immunsystems angesehen werden“, so Kallweit.
Publikation:
T cells in patients with narcolepsy target self-antigens of hypocretin neurons. Daniela Latorre*, Ulf Kallweit*, Eric Armentani, Mathilde Foglierini, Federico Mele, Antonino Cassotta, Sandra Jovic, David Jarrossay, Johannes Mathis, Francesco Zellini, Burkhard Becher, Antonio Lanzavecchia, Ramin Khatami, Mauro Manconi, Mehdi Tafti, Claudio L. Bassetti, Federica Sallusto. Nature 2018 Oct; 562 (7725): 63-68.
*These authors contributed equally to this work.