Die Nacht in deutschen Pflegeheimen

Projektübersicht

Die Situation während der Nachtdienste in den Pflegeberufen ist bislang nur zu einem geringen Teil Gegenstand von Forschungsprojekten, und die vorhandenen internationalen Studien konzentrieren sich hauptsächlich auf die Nachtwache in Krankenhäusern. Daten über die Situation während der Nachtdienste in deutschen Pflegeheimen liegen bislang nicht vor.

Ziel des Projekts war es daher, erste Erkenntnisse über die Situation von Nachtdienstler:innen in deutschen Pflegeheimen zu gewinnen, um so einen eigenständigen Beitrag zur Diskussion zu leisten. Dabei wurde beispielsweise erhoben, wie viele Bewohner:innen durchschnittlich zu versorgen sind, welche Tätigkeiten typischerweise durchgeführt oder auch ausgelassen werden müssen, welche belastenden aber auch positiven Faktoren der Nachtdienst bereit hält und welches Verbesserungspotential die Pflegenden für die Nachtschicht sehen. 

Dazu wurde eine standardisierte, deskriptive Survey-Querschnittsstudie mit Gelegenheitsstichprobe durchgeführt. Grundlage war eine befristete, standardisierte, anonyme Befragung von Personen, die im Nachtdienst in Pflegeheimen arbeiten, mittels Online-Fragebogen.

Weitere Informationen

Ergebnisse und Fazit

276 Personen konnten in die Untersuchung aufgenommen werden. Personen, die im Nachtdienst arbeiten, sind für durchschnittlich 51,6 Bewohner:innen verantwortlich, und sie versorgen 40,3 Bewohner:innen pro Nacht. Von diesen leiden im Schnitt 27,1 Bewohner:innen an einer Form von Demenz. 

Nachtdienstler:innen müssen mit einem Zwischenfall pro Schicht rechnen, in durchschnittlich jeder zweiten Schicht können einzelne Bewohner:innen nicht versorgt werden. Besonders müssen sie sich um Menschen kümmern, die herumirren (häufig/sehr oft bis zu 60 %). Ein Viertel der Befragten können selten oder nie Pausen einlegen. Deutlich abgenommen haben die nächtlichen Tätigkeiten bezogen auf die Körperpflege (5,8 %), dafür steht die Versorgung mit Inkontinenzhilfsmitteln mit 100 % an der vordersten Stelle. 

Etwa die Hälfte der Proband:innen nennen fehlende Zeit und zu wenig Personal als führende Belastung im Dienst. Ebenfalls fürchten sie, dass Bewohner:innen nachts stürzen und nicht sofort aufgefunden werden könnten. Als positive Aspekte nennen die Proband:innen die Möglichkeiten, alleine Entscheidungen treffen zu können und sich Zeiten selbst einzuteilen sowie den engen Kontakt zu Bewohner:innen.

Fazit: Die Ergebnisse zeigen deutlich problematische Rahmenbedingungen seitens des Personalschlüssels während der Nächte in deutschen Pflegeheimen. Es kommt regelmäßig vor, dass anfallende Aufgaben während der Nacht auf Grund von Zeit- und Personalmangel nicht vollständig ausgeführt werden können. Auftretende Zwischenfälle können diese Situation auf Grund des niedrigen Personalschlüssels erheblich verschärfen.

Veröffentlichungen

  • große Schlarmann, J.; Bienstein, C. (2015): „Nachts in deutschen Pflegeheimen“, Die Schwester Der Pfleger, 54(11):22-27