Presse
Meldung vom 18.06.2024
UniversitätGesundheit

Uni Witten/Herdecke modelliert menschliche Interaktion, um psychische Störungen besser zu verstehen

Westermann_2.jpg

Prof. Dr. Stefan Westermann bei der Urkundenübergabe

(Foto: UW/H)

Uni Witten/Herdecke modelliert menschliche Interaktion, um psychische Störungen besser zu verstehen

Prof. Dr. Stefan Westermann wurde auf einen Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie berufen.

Wenn Menschen miteinander in Beziehungen treten, treffen unterschiedliche Bedürfnisse aufeinander: Wir möchten uns als zugehörig, wertvoll und selbstbestimmt erleben und gleichzeitig Erfahrungen von Zurückweisung, Geringschätzung oder Fremdbestimmung vermeiden. Im Miteinander geht es darum, die eigenen Bedürfnisse mit denen des Gegenübers in Einklang zu bringen und zu halten. Diese Beziehungsmuster modelliert Prof. Dr. Stefan Westermann in seiner Forschung; er wurde nun auf den Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie IV der Universität Witten/Herdecke (UW/H) berufen. Mit seiner Modellierung trägt er dazu bei, zwischenmenschliche Aspekte von psychischen Störungen und Psychotherapie besser zu verstehen.

Simulationsmodelle sind aus anderen Wissenschaften nicht mehr wegzudenken – ein anschauliches Beispiel sind Wettermodelle in der Meteorologie. Prof. Westermann nimmt an, dass sie auch dazu beitragen können, die Mechanismen, die psychischen Störungen zugrunde liegen, besser zu verstehen. Deswegen liegt ein Schwerpunkt seiner Arbeit darin, die „formale Modellierung“ für die Erforschung von psychischen Störungen und Psychotherapie zu etablieren. Um diesen neuen Ansatz voranzutreiben, hat er kürzlich gemeinsam mit Dr. Sven Banisch vom Karlsruher Institut für Technologie Drittmittel für das wissenschaftliche Netzwerk „Computational Clinical Psychology and Psychotherapy“ eingeworben, das die Interessen und Kompetenzen von 20 Forscher:innen bündeln soll und im Herbst 2024 gegründet wird.

Beeinflussen negative Erwartungen in zwischenmenschlichen Situationen Depression?

Darüber hinaus untersuchen Prof. Westermann und sein Team den Zusammenhang von zwischenmenschlichen Erwartungen und depressiven Symptomen. Menschen mit Depressionen haben oft Probleme mit zwischenmenschlichen Beziehungen; es gibt Hinweise darauf, dass bereits vor einem geplanten Treffen negative Erwartungen rund um diese Begegnung aufgebaut werden. In einer Studie, die in Zusammenarbeit mit Dr. Thies Lüdtke von der Leuphana Universität Lüneburg konzipiert wurde, will das Studienteam herausfinden, wie Menschen mit Depressionen von ihren negativen Erwartungen beeinflusst werden und ob diese Erwartungen die depressiven Symptome aufrechterhalten können.

Die Studie ist für 3 Jahre geplant und wird noch in diesem Jahr gestartet. Sie vergleicht Daten von Menschen mit depressiven Störungen mit denen von Menschen mit Angststörungen und von Personen ohne psychische Störungen. Dafür beantworten die Teilnehmenden zwei Wochen lang vor und nach geplanten Treffen bestimmte Fragen mit ihrem Smartphone, zum Beispiel wie sie erwarten sich zu fühlen und später inwieweit sich diese und andere Erwartungen bestätigt haben. „Wir erhoffen uns dadurch, zwischenmenschliche Prozesse von Menschen mit psychischen Erkrankungen besser zu verstehen. Diese Erkenntnisse könnten wichtige Anknüpfungspunkte in einer Psychotherapie sein.“

Wissen über psychische Störungen und deren Behandlung weitergeben

In seiner Lehre an der UW/H vermittelt Prof. Dr. Westermann im Bachelor Psychologie und im Master Psychologie mit dem Schwerpunkt klinische Psychologie und Psychotherapie Wissen über psychische Störungen und deren Behandlung sowie psychotherapeutische Kompetenzen, beispielsweise in Veranstaltungen zur Störungs- und Verfahrenslehre und zur angewandten Psychotherapie. Dabei regt er Studierende dazu an, über den Tellerrand einzelner Therapieschulen hinaus kritisch zu reflektieren und praktische Erfahrungen zu sammeln.

Übersicht

Bereich:
UniversitätGesundheit
Pressekontakt:

Svenja Malessa
Svenja.Malessa@uni-wh.de
Tel.: +49(0)151 / 5700 154

Über uns:

Die Universität Witten/Herdecke versteht sich seit 1983 als Bildungs- und Forschungsort, an dem Menschen wachsen können. Mehr als 3.000 Studierende entwickeln sich hier zu Persönlichkeiten, die die Gesellschaft verändern und gestalten wollen – nachhaltig und gerecht. Diese Veränderung streben wir auch als Institution an. Sie bildet den Kern unseres Leitbildes und ist Teil unserer DNA: Als die Universität für Gesundheit, Wirtschaft und Gesellschaft sind wir von Beginn an Vorreiterin in der Entwicklung und Anwendung außergewöhnlicher Lern- und Prüfungssettings.

In 16 Studiengängen und dem fächerübergreifenden WittenLab. Zukunftslabor Studium fundamentale lernen unsere Studierenden, den Herausforderungen der Zukunft ganzheitlich zu begegnen und aktuelle Entwicklungen kritisch zu hinterfragen. Unsere Forschung ist frei und transdisziplinär. Institute, Initiativen, Projekte, Kliniken und Ambulanzen erarbeiten innovative und praxisorientierte Lösungen, die zur positiven und sinnstiftenden Veränderung der Gesellschaft beitragen.

Wachsen und Wirken treibt uns an – mehr denn je: Here we grow!

www.uni-wh.de / blog.uni-wh.de / #UniWH / @UniWH

Die Universität Witten/Herdecke ist durch das NRW-Wissenschaftsministerium staatlich anerkannt und wird – sowohl als Institution wie auch für ihre einzelnen Studiengänge – regelmäßig akkreditiert durch: