Buddhismus im Westen (2013 - 2020)

Projektübersicht:

Anders als in den traditionellen buddhistischen Ländern reproduziert sich der westliche Buddhismus nicht in mönchischen Kontexten, sondern primär als eine Laienbewegung. Darüber hinaus trifft er auf eine hochgradig individualisierte und ausdifferenzierte Gesellschaft, deren Werthorizonte nicht mehr ohne weiteres in übergreifende moralische und kosmologische Horizonte integriert werden können.

Mittlerweile bestehen zwar eine Vielzahl Untersuchungen zum Phänomen des so genannten westlichen Buddhismus, jedoch recht wenige Studien zur Frage, was Menschen aus den entwickelten westlichen Gesellschaften eigentlich machen, wenn sie sich langfristig zu einem buddhistischen Praxisweg verpflichten und wie sie dies mit modernen Lebensweisen in Einklang bringen können.

Das Forschungsprojekt widmet sich 6 Schulungswegen aus dem deutschsprachigen Raum in Hinblick auf ihre Institutionalisierung und hiermit einhergehend auf die spezifischen Formen der Praxis ihrer Adepten. Im Sinne einer mehrfachen komparativen Analyse soll dabei sowohl die Entwicklungsdimension (Novizen, mäßig wie auch existenziell engagierte Schüler sowie Langzeitpraktizierende) beachtetet werden als auch unterschiedliche Traditionen berücksichtigt werden (jeweils 2 Schulen aus dem Tibetischen Buddhismus, Zen Buddhismus und dem Theravada Buddhismus). Im Sinne einer praxistheoretisch orientierten Soziologie wird dabei ein enger Bezug zu den jeweiligen Handlungspraxen der untersuchten Akteure gesucht wie auch zu den spezifischen Formen der Institutionalisierung der Lehren. Entgegen der üblichen Selbststilisierung erfahrungsorientierter Spiritualität wird damit buddhistische Erkenntnispraxis in mehrfachem Sinne als ein zugleich gemeinschaftlich wie auch gesellschaftlich eingebettetes Phänomen betrachtet.

Das Projekt Buddhismus im Westen ist im Jahre 2013 mit dem Untertitel „Eine praxistheoretisch informierte Rekonstruktion buddhistischer Schulungsinstitutionen im deutschsprachigen Raum“ gestartet und im Jahre 2016 in ein Nachfolgeprojekt übergegangen. Dieses trägt den Titel „Habitustransformation durch westlichen Buddhismus? Eine praxistheoretisch informierte Längsschnittstudie“ und hat eine Laufzeit von drei Jahren.

Dai-Seishi Bosatsu (c) Sara Vogd-Sanchez / Museum für asiatische Kunst, Berlin

Die Praxis der Lehre

Buchcover:Vogd/Harth:Die Praxis der Leere

In einer ersten großen Publikation haben wir uns vor allem mit der buddhistischen Praxis („Praxis der Leere. Zur Verkörperung buddhistischer Lehren in Erleben, Reflexion und Lehrer-Schüler-Beziehung“) beschäftigt.

In religionswissenschaftlicher und religionssoziologischer Forschung rückt oftmals aus dem Blickfeld, dass die buddhistischen Lehren soteriologische Systeme sind. Der griechische Begriff Soteria bedeutet Rettung, Erlösung und Heil. Worin aber besteht dieses Heil und in welcher Beziehung steht es zu einer Praxis, die beansprucht, alle sinnlichen Phänomene als wesensmäßig leer zu betrachten?

Im Ergebnis findet sich jeweils eine reflexive und sich wechselseitig konstituierende Beziehung zwischen Lehrsystem, den in gemeinschaftlicher Praxis induzierten Erfahrungen und der jeweiligen Institutionalisierungsform des Schulungswegs. Entgegen der üblichen Selbststilisierung als erfahrungsorientierte Spiritualität kann die buddhistische (Selbst-)Erkenntnis somit vor allem als gemeinschaftlich wie auch gesellschaftlich eingebettetes Phänomen betrachtet werden.

Ansprechpartner*innen:

Selma Ofner, Werner Vogd und Jonathan Harth

Projektleiter ist Prof. Dr. Werner Vogd,

Projektverantwortliche sind Dr. Jonathan Harth und Dunja Batarilo.

Ansprechpartner: Jonathan Harth, Werner Vogd

„Buddhismus im Westen“-Team