Univ.-Prof. Dr.

Claus Volkenandt

Professor

WittenLab. Zukunftslabor Studium fundamentale  |  Professur für Kunstwissenschaft

stellv. Akademischer Direktor

WittenLab. Zukunftslabor Studium fundamentale

Beauftragter für die Lehre

WittenLab. Zukunftslabor Studium fundamentale

Mitglied des Direktoriums

International Center for Sustainable and Just Transformation (tra:ce)


Professur für Kunstwissenschaft

Die Professur für Kunstwissenschaft beschäftigt sich in Forschung und Lehre mit der Gegenwart: mit der Herausforderung, die sich aus der enorm hohen Zahl an Bildern in den Künsten, den Wissenschaften und im Alltag ergibt. Noch nie war so es leicht wie heute im digitalen Zeitalter, Bilder herzustellen und zu verbreiten. Die künstlerischen Werke sind dabei, so scheint es, zu einer Minderheit geworden.

Ebenso beschäftigt sich die Professur für Kunstwissenschaft mit historischen Fragen, die in einem deutlichen Bezug zu den Erfahrungen der Gegenwart stehen. So gibt es im 17. Jahrhundert in den Niederlanden eine sprunghafte Vermehrung der Bilder, die an die Verbreitung von Bildern und Selbstbildern in den heutigen sozialen Medien erinnert. Würde Rembrandt heute leben, wäre seine bevorzugte Bildart das Selfie. Interessant ist, dass sich mit der vermehrten Zahl an Bildern auch der Verständnis von Individualität ändert. Was da genau passiert, historisch wie gegenwärtig, ist Gegenstand intensiver Diskussionen und Überlegungen der Professur.


Forschung

Die zuvor genannten Fragestellungen und Themenfelder bestimmen auch die Forschungsfelder der Professur. Übergreifendes Interesse ist dabei, die besonderen Erkenntnispotentiale, die der Kunst innewohnt, zu entfalten. Kunst ist nicht nur Ausdruck ihrer Zeit, sondern ermöglicht Einsichten in die zeitgenössischen Kontexte, seien dieses historisch oder gegenwärtig. In diesem Sinne arbeitet die Professur aktuell in drei Bereichen:


(a) Künstlerische und nicht künstlerische Bilder
Wir leben in einer Welt voller Bilder. Wenn ich zum Beispiel gesundheitliche Beschwerden habe, gehe ich zur Ärztin oder zum Arzt. Zur diagnostischen Abklärung ist es heute häufig üblich, dass bildgebende Verfahren Auskunft über Gesundheit und Krankheit geben. Die Funktion der hier gewonnenen nicht künstlerischen Bilder und die Institutionen, in denen sie zirkulieren, unterscheiden sich deutlich von denen künstlerischer Werke: Arztpraxis und Atelier stehen sich gegenüber, Krankenhaus und Kunstmuseum, diagnostische Klärung und erhaltenswertes Kulturgut. Trotz der großen Unterschiede gibt es auch eine eigentümliche Nähe zwischen den Bildern: Beide sind Modi des Erkennens. Medizinische Bilder geben Auskunft über Gesundheit und Krankheit, künstlerische Werke ermöglichen auf ihre Weise ebenso Einsichten in die Wirklichkeit. Fragen, die sich hier stellen und zur Diskussion stehen, betreffen die Modi des Erkennens: Wie verlaufen die Prozesse beim künstlerischen und beim nicht künstlerischen Bild? An welche Voraussetzungen sind sie gebunden? Lassen sich unterschiedliche Modi der Darstellung feststellen, mit denen sich verschiedene Arten der Erkenntnis: allgemeingültig, auf den Einzelnen bezogenen gültig, verbinden? Welche Arten der Erkenntnis hat die Kunst für uns, welche die Medizin?

 

(b) Die Verzeitlichung der Darstellung in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts

Die niederländische Kultur des 17. Jahrhunderts ist eine bildfreundliche und darin auch bildreiche Kultur. Bilder gehören in ihr zum bürgerlichen Selbstverständnis. Vor diesem Hintergrund kommt dem Porträt in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts eine besondere Bedeutung zu. Auffällig ist, dass sich das niederländische Porträt im Gegensatz zum Renaissanceporträt durch eine besondere Form der Verzeitlichung auszeichnet. Individualität und Zeit werden im niederländischen Porträt in anderer, neuer Weise miteinander in Beziehung gesetzt: im Kinder- und Altenporträt als biographische Zeit, im Bürgerporträt als szenische Zeit. Besonderen Anteil an dieser Verzeitlichung des Porträts und darin der bildlichen Konstitution von Individualität hat die häufig gestisch ausgeprägte Malweise dieser Porträts. Welche Auffassung von Individualität und welche Auffassung von Darstellung sich in dieser Verzeitlichung zeigen und welche Bedeutung sie für eine Bildgeschichte haben, sind die Leitfragen dieses Projektes.

 

(c) Individualität in den Social Media (Eine Ideenskizze)

Durch die starke Digitalisierung der Bildmedien in den letzten Jahrzehnten hat die Möglichkeit, Bilder zu machen und sich selbst in Bildern zu zeigen (und diese auf den entsprechenden Kanälen zu verbreiten), enorm zugenommen. Die anhaltende Konjunktur der Selfies ist das deutlichste Beispiel dafür. Zugleich ist diese Generation „Selfie“ Thema in der Gegenwartskunst. Dieser Aspekt ist allerdings bisher wenig beachtet worden. Besonders interessant ist dabei, dass die künstlerischen Medien, in denen Jugendliche und junge Erwachsene zum Thema werden, Photographie und Video, diejenigen sind, die sie selbst als Medien der Bildproduktion wie der Bildrezeption bevorzugt verwenden. Es scheint einen Zusammenhang zwischen Lebensphase und gewählten Bildformaten zu geben. Wenn man zudem annimmt, dass die Künste nicht nur eine kulturelle Praxis sind, sondern ebenso Einsichten in die Kultur ermöglichen, in der sie entstehen, kommt der Darstellung von Kindern und Jugendlichen in der Gegenwartskunst eine besondere Bedeutung zu. Ihre Darstellung in den Künsten ist nicht nur Ausdruck einer bestimmten Jugendkultur, sondern ermöglicht eigenwertige Erkenntnisse. Was zeigen ihre eigenen Bilder über sie und was zeigt ihre Darstellung in den Künsten über die Bedingungen ihres Erwachsenwerdens in der Gegenwart und ihren Umgang mit Medien, über Konfliktzonen und ihr Verständnis von Individualität in einer digital kommunizierenden Gesellschaft? Mit welchem Selbstverständnis wachsen sie auf, wie wird ihr weiteres Leben dadurch geprägt? Das Projekt zielt darauf (Selbst-) Bilder eines medialisierten Alltags und Bilder der Künste, die Jugendliche und junge Erwachsene zum Thema haben, im Brennpunkt der Individualität miteinander ins Gespräch zu bringen.


Mitarbeitende

Dr. Svenja Hartwig (Qualitätsmanagement zu Händen des Direktoriums, Mitarbeitende WittenLab. Zukunftslabor Studium fundamentale)
 

Katja Weber M. A. (Qualitätsmanagement zu Händen des Direktoriums, Mitarbeitende WittenLab. Zukunftslabor Studium fundamentale)
 

Dr. David Hornemann van Laer (Drittmittelmitarbeitender)


Lebenslauf

Geb. 1963 
in Bochum. Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Neuen deutschen Literaturwissenschaft in Bochum und Basel

1991
Lizentiat (Universität Basel)

1997
Promotion mit einer Arbeit über geschichtliche Erkenntnisdimensionen der Kunst anhand von Rembrandts „Anatomie des Dr. Tulp“ (1632)

1997 – 2002 und 2004 – 2006
Assistent am Kunsthistorischen Seminar der Universität Basel, Neuere Kunstgeschichte (Prof. Dr. Gottfried Boehm)

2007
Habilitation, Habilitationsschrift zur Veränderung des bildlichen Weltbezugs der Werke Piet Mondrians auf dem Weg in die Abstraktion

2006/07 – heute
regelmäßige Lehraufträge an der Universität Luzern (Soziologisches Seminar), an der zeppelin university in Friedrichshafen (für Kulturgeschichte)

2010 – 2012
Vertretungsprof. am Kunstgeschichtlichen Institut der Ruhr-Universität Bochum

SoSe 2012 – heute
Prof. für Kunstwissenschaft an der UW/H


Lehre

Die Lehre in der Kunstwissenschaft ist grundlegend dialogisch und interaktiv ausgerichtet. Sie arbeitet mit verschiedenen Lehr- und Lernformen und mit wechselnden Orten. Dazu gehören die Textdiskussion im Seminarraum ebenso wie Werkanalysen beim Besuch von Ausstellungen, die Begehung von Kulturinstitutionen und die kritische Auseinandersetzung mit ihrer Publikumsorientierung sowie ihrer Benutzerfreundlichkeit. 

Lehren und Lernen geschehen in verschiedenen Konstellationen: Studierende arbeiten einzeln oder in Gruppen, diskutieren im Seminar und darüber hinaus, mit und ohne Dozierende. Wir sind ein Stück weit eine Lern- und Lebensgemeinschaft, besonders auf Exkursionen. Erkenntnisorte sind nicht nur Bücher, sondern das eigene Denken, die kulturelle Praxis, die Erfahrungen mit Werken und Ausstellungen, das Gespräch.

Ziel ist es immer auch den Elfenbeinturm Universität zu verlassen und Fragen des Alltags aufzunehmen: jüngst mit dem Lehrforschungsprojekt „Feldversuch“, in dessen Zentrum die Frage steht, wie wir unsere Ernährung auf eine für alle gesunde und damit zukunftsfähige Grundlage stellen können. Um dieses erst einmal für die Uni zu realisieren, hat die UW/H eine Garten- und Ackerfläche sehr Uni-nah zum Anbau von Gemüse zur Verfügung gestellt bekommen. Es soll aber nicht nur die Cafeteria der Uni damit versorgt werden, sondern jeder einzelne kann in Seminaren des Studium fundamentale lernen, wie es in kleinem Rahmen möglich ist, Obst und Gemüse anzubauen und es haltbar zu machen.

Seminarthemen in Schwerpunkten:

  • Überblicksveranstaltungen zur Kunst ab 1800
  • Bildbetrachtung in Theorie und Praxis
  • Exkursionen und Ausstellungsbesuche
  • Künstlerische und medizinische Bilder
  • Naturerfahrung und ihre Reflexion in den Künsten
  • Zukunft der Ernährung

Presseexpert:in für

  • Niederländische Kunst und Kultur des 17. Jahrhunderts, insbesondere Rembrandt
  • Kunst der klassischen Moderne, insbesondere abstrakte Malerei
  • künstlerische und nicht-künstlerische Bilder, insbesondere medizinische Bilder im Vergleich zu künstlerischen Bildern

Weitere Informationen

Mitgliedschaften

  • Deutscher Hochschulverband (DHV)
  • Deutsche Gesellschaft für Ästhetik (DGÄ)
  • Kunstbeirat der Werner Richard - Dr. Carl Dörken Stiftung (Herdecke)


Auszeichnungen

Auszeichnung der Lehrveranstaltung Videokunst. Eine Einführung (FS 2008) mit dem Prädikat Hervorragende Lehre durch die Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Luzern