ACHIEVE Studie

Entwicklung eines Handbuchs zur Verbesserung der Selbstfürsorge von Patient:innen mit Herzinsuffizienz – mit klar definierten und theoriegestützten Interventionen zur Verhaltensänderung und unter Anwendung des COM-B-Verhaltensmodells

Projektübersicht

Obwohl internationale Leitlinien eine kontinuierliche Selbstfürsorge als Teil der Routinebehandlung bei Herzinsuffizienz empfehlen und obwohl Studien die positiven Auswirkungen von Selbstfürsorge belegen, sind Patient:innen oft nicht in der Lage, sich gut um sich selbst zu kümmern.

Durch Interventionen zur Verhaltensänderung (BCIs) kann die Selbstfürsorge bei Herzinsuffizienz modifiziert und verbessert werden. Bisherige Selbstmanagement-Interventionen zeigten jedoch nur begrenzten Erfolg, da sie weder theoriebasiert noch gut beschrieben waren. Zugrundeliegende Zusammenhänge ließen sich entsprechend kaum erkennen; die vorgeschlagenen Maßnahmen waren wenig transparent und die Interventionen nicht reproduzierbar.

Die ACHIEVE Studie hat daher ein Interventionshandbuch mit theoriebasierten und standardisiert beschriebenen BCIs entwickelt. Das Handbuch dient als Blaupause und wurde in einer anschließenden explorativen Studie angewendet, um herauszufinden, ob es Patient:innen hilft, Selbstfürsorge-Maßnahmen tatsächlich umzusetzen.

Zusammenfassung der Ziele

  • Basierend auf den 37 Aussagen der Ergebnisse der qualitativen Meta-Zusammenfassung habe  die Forscher:innen theoriebasierte Interventionen zur Verhaltensänderung entwickelt, die Herzinsuffizienz-Patient:innen dabei unterstützen, Selbstfürsorge-Maßnahmen umzusetzen, die ihnen in der Behandlung verschrieben wurden. 
  • Das Projektteam identifizierte grundlegende Faktoren, die Hindernisse bei der Selbstfürsorge darstellen. Diese verknüpften sie mit einem Verhaltensmodell, um Strategien und Techniken bereitzustellen, die dazu beitragen, dass Patient:innen unerwünschte Verhaltensweisen ändern. 
  • Ebenso identifizierten die Wissenschaftler:innen Faktoren, die die Selbstfürsorge begünstigen. Diese verknüpften sie ebenfalls mit einem Verhaltensmodell, um Strategien und Techniken bereitszustellen, die erwünschte Verhaltensweisen bestärken.
  • Im Laufe von vier Projektphasen hat das Team durchführbare Intervention (BCIs) entworfen und in einem Handbuch zusammengefasst. Die vorgeschlagenen BCIs unterstützen Patient:innen mit Herzinsuffizenz nun dabei, Maßnahmen zur Selbstfürsorge tatsächlich umzusetzen.  

Projektphasen

Um systematisch BCIs zu entwickeln, arbeitete die Forschungsgruppe in vier Phasen:

  • Stufe 1: Die vorgeschlagenen Interventionen zur Verhaltensänderung beruhen auf ausgewählten Aussagen und Erkenntnissen aus zwei Arbeiten: zum einen aus einem qualitativen Meta-Summary-Projekt (HE 7352/1-1) des Forschungsteams selbst; zum anderen auf der quantitativen Meta-Analyse von Kessing et al. (2016). Aus diesen beiden aktuellen Übersichten extrahierte das Projektteam Faktoren (Zielverhaltensweisen), die erkennen lassen, ob Patient:innen sich an die vorgeschriebenen Selbstfürsorge-Maßnahmen halten oder nicht.
  • Stufe 2: In der zweiten Phase ging es darum, das Gesundheitsverhalten der Patient:innen mit Blick auf die eigene Selbstfürsorge zu stärken. Verhaltensweisen, die sich negativ auf die Selbstfürsorge auswirken, sollten durch neue, wünschenswerte Verhaltensweisen ersetzt werden. Die Verhaltensweisen, die mit dem Befolgen bzw. Nicht-Befolgen der Selbstfürsorge-Maßnahmen einhergehen, wurden anschließend auf das COM-B-Modell angewendet (Capability, Opportunity, Motivation and Behaviour) und die zugrunde liegenden Mechanismen erfasst.
  • Stufe 3: Um Ansätze für Veränderungen zu entwickeln, kam die „Taxonomie der Techniken zur Verhaltensänderung“ zum Einsatz. Sie ermöglicht, Zielverhaltensweisen auf etablierte Techniken zur Verhaltensänderung anzuwenden, um förderliche Faktoren zu verstärken und hinderliche Faktoren aus dem Weg zu räumen.
  • Stufe 4: Die vorgeschlagenen BCIs wurden abschließend unter Anwendung der Normalisierungsprozesstheorie (NPT) in lokal relevante Interventionen übersetzt, die in der Praxis getestet werden konnten. Hieran zeigte sich, ob die theoretisch abgeleiteteten Interventionen im Alltag bestehen können. Die Anwendung der NPT trägt dazu bei, Faktoren zu identifizieren, die eine wirksame und dauerhafte Umsetzung von Interventionen in die klinische Routinearbeit fördern/behindern. Mithilfe der Konsensentwicklungsmethode (Delphi-Technik) wurden außerdem Inhalt und Akzeptanz des Interventionshandbuchs überprüft, um die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Pilotierung und Implementierung von BCIs im deutschen Gesundheitssystem zu erhöhen.

Weitere Informationen

  • DFG-Förderkennzeichen: HE 7352/1-2
  • Laufzeit: Februar 2019 – Mai 2021

Projektleitung